Regenwürmer

Text: Bettina Ullmann
Fotos: Heiner Schmitt
Coopzeitung

Da stecken viele Würmer drin

Seit zwölf Jahren arbeitet Jean-Denis Godet an einer Wurmfarm. Die Kompostwürmer sind die besten «Produzenten» des wertvollen Humus.

Die Würmer sind mein Kapital», sagt Jean-Denis Godet. 1992 hatte der Biologielehrer in Ostdeutschland die ersten 20 000 Würmer für 2000 DM gekauft. Seither arbeitet er konsequent an dem Aufbau seiner Wurmfarm in Hinterkappelen (BE). Mittels vieler Versuche hat Godet jetzt ein funktionierendes System gefunden, mit dem sich die Würmer bei ihm pudelwohl fühlen. Zirka 6 Millionen Würmer arbeiten sich inzwischen durch die eigens dafür angelegten Kompost-Wurm-Gehege. Der Wohlfühlfaktor Nummer 1 ist das Futter. Von Godet erhalten die Würmer Rüstabfälle von allen Coop-Filialen in Bern und Umgebung. Das Futter wird mit Pferdemist («Kompostwürmer lieben Pferde-, Kaninchen- oder Kuhmist») vermengt und auf die Zuchtkästen gegeben. Manchmal fügt Godet dieser Wurm-Kost noch Brennnesseln bei: «Brennnesseln sind sehr siliciumhaltig.»

Wenn auch die Temperatur zwischen 10 und 25 Grad liegt und die Würmer nicht mit der direkten Sonne in Kontakt kommen, stimmen auch schon Wohlfühlfaktor zwei und drei. Dann passiert, was sich Godet wünscht: «Kompostwürmer sind sehr vermehrungsfreudig. » Kompostwürmer sind Zwitter. Bei der Begattung legen sie sich umgekehrt aneinander. Sie bilden einen Kokon, der anschliessend Eier und Spermien aufnimmt. Während seiner zirka zweijährigen Lebensdauerproduziert ein Kompostwurm etwa 100 bis 150 Gramm Humus und 400 Nachkommen, letztere hauptsächlich im Frühling und im Herbst.

Godet ist nicht nur von dem Produkt überzeugt, sondern auch von seiner langfristigen Perspektive: «Untersuchungen haben ergeben, dass die Bodenerosion in dieser Region besonders stark ist. Danach wird in 50 Jahren der Gemüseanbau nicht mehr möglich sein. Wurmhumus ist das richtige Mittel dagegen.» Godet bezeichnet den Wurmhumus als das «Braune Gold». Reich» ist er noch nicht. Auch nach 12 Jahren befindet sich dieses faszinierende Projekt noch in der Startphase. Aber eines ist klar: «Ich bin der grösste Arbeitgeber der Schweiz», sagt Godet lachend. Zumindest, was die Würmer betrifft.