Master of Jazz David Milzow

Jeder einzelne Musiker auf der aktuell erschienenen EP „The Jazz-Rhythmics feat. David Milzow”, ist ein herausragender Solist und Composer. Der Sound, den David Milzow (Tenor- und Baritonsax), Zam Johnson (Drums), Lionel Haas (Fender Rhodes und Flügel), Nené Vasquez (Percussions) und Juan Camilo Villa Robles (E-Bass) dank ihrer Konstellation zusammengießen, gleicht einer Wundertüte mit explosivem Inhalt.

Zam Johnson ist ein Altmeister am Schlagzeug, man wird von seinem Groove geradezu gepackt, ist ihm im besten Sinne ausgeliefert,—unmöglich die Füße stillzuhalten. 
Kein Wunder, der gebürtige Nativeamerican aus Los Angeles hat bis in die 80er Jahre mit internationalen Rock- und Funkgrößen wie Beach Boys, Ray Charles, Ike Turner u.v.m. gespielt und seither einen festen Platz in der sich international immer wieder neuformierenden Berliner Jazzszene. 15 Jahre spielte der Drummer in dem Jazztrio von Uli Lenz.

Zu dieser starken Rhythmikkulisse fügen sich die Percussions des Nené Vasquez aus Venezuela. Vasquez hat u.a. mit Shakira performed und dank ihm ist auch das unbeschwerte Salsa-Flair Lateinamerikas im Spiel. Nicht nur das, Vasquez ist in der Lage, Rhythmen in expressive Melodien zu wandeln, es entstehen facettenreiche Geschichten, die er mit seinen gefühlvollen Schlägen erzählt, fröhliche, wilde, tiefe, dunkle und warme. Mit dieser Vitalität gesellen sich zu den Füßen bald auch schwingende Hüften.

Der deutsche Pianist, Keyborder und Composer, Lionel Haas, war als Jazzmusiker jahrelang in England und Amerika unterwegs. Haas´ technische und stilistische Virtuosität an den Tasten scheint kaum Grenzen zu kennen. Hier geht’s ab, man will und muss ihm bewusst zuhören, der Kopf ist dabei und auch klassisch orientierte Jazzliebhaber kommen auf ihre Kosten.

Das vermutlich jüngste Bandmitglied ist der Bassist Juan Camilo Villa Robles, geboren 1983 in Kolumbien, Musiker, Composer, Lehrer, Gewinner des “Folkwang Preises bester Jazzsolist”. Seit 2004 lebt der Kolumbianer in Köln. Im selben Jahr gewann er mit seiner Band „Latin Sampling“ auch den deutschen Jazztalent Award. Villa Robles tourte mit vielen hochkarätigen Künstlern der internationalen Jazzszene wie Jocelyn B. Smith.

Und last but not least Tenor und Baritonsaxophonist und Leader dieses Ensembles:
David Milzow. Als Meister des Jazz komponiert er in allen Musikstilen Elemente des Pop, Latin, Soul, Funk, Hip-Hop, Reggae und arrangiert bekannte Songs, die jazzig improvisiert werden können. Jedes Schubladendenken weist er von sich. Wir hören unter anderem einen melodiösen, oft auch intensiv-kräftigen Free Style. Manchmal ist sein Saxophon so omnipräsent und lautstark wie ein aufgebrachter Vogelschwarm im Urwald — es entsteht ein quirliger, funkiger Flow ohne geografische oder stilistische Grenzen. Willkommen im großen Kosmos des zeitgenössischen Jazz.

Für mich bleibt es ein Faszinosum, wie gut sich derart ausgeprägte musikalische Individualisten in ein Ensemble zu integrieren vermögen, um sich gegenseitig zu  inspirieren, Waghalsigkeiten und Grenzüberschreitungen zu pushen und gemeinsam etwas noch nie Erlebtes zu schaffen. Dieser Konzert Live-Mitschnitt im legendären Berliner Quasimodo ist der beste Beweis dafür, was Jazz kann, in der Symbiose und Vielfalt scheint hier möglich, womit das Weltgeschehen da draußen hadert. Wir brauchen also mehr von dieser Art Sound und Energie.